Kinder ein muss? nein!

„Es fällt mir schwer, diese Zeilen dir zu schreiben,
Obwohl ich glaube, dass du sie niemals liest.
Es fällt mir schwer, nicht um dich zu weinen,
Tränen, die du wohl nie vergießt.“

Heute lasse ich euch teilhaben an sehr persönlichen Gedanken von mir, die ich mir gemacht habe, bevor unsere beiden Kinder, Mara und Lynn, auf die Welt gekommen sind.

Ausschlaggebend für diese Gedanken war das Lied ‚Spuhr des Lebens‘ von Saltatio Mortis, dessen Text ich hier in Abschnitten immer wieder mit einfließen lasse.

Ich baue die Abschnitte des Liedes in meine Gedanken mit ein, so dass sie nicht der Reihenfolge des Liedtextes entsprechen, sondern immer zu dem Gedankengang, den ich hatte.

So und jetzt geht es los 🙂

An irgendeinem gottverdammten Morgen wachst du auf und stellst fest, dass die 3 in der Datumsangabe deines Alters inzwischen so groß geworden ist, dass sie sich bald zu einer 4 wandelt.

Du hörst wieder die Worte von den ganzen ach so tollen Mamis und Papis in deinem Kopf, die euch fragen: „Wann ist es bei euch denn endlich so weit mit Kindern, seid ihr schon schwanger, wann gibt es bei euch Nachwuchs?“

Als wenn man sobald man Kinder hätte zu einer Elite gehören würde, deren Stand man unbedingt erreichen muss, um weiter gesellschaftlich anerkannt zu sein.

Als wenn es die Pflicht jedes Einzelnen wäre, Kinder in die Welt zu setzen, egal ob man will oder kann.

Dann natürlich auch immer noch der Satz: „Ihr seid ja auch nicht mehr die Jüngsten.“

Liedauszug:

„Es fällt mir schwer, dein Leben dir zu schenken,
Obwohl die Zeit mich dazu antreibt.“

Was sie alle vergessen, bei ihrer dummen Fragerei und dem Antreiben, endlich Kinder in die Welt zu setzen, ist, dass es auch Menschen gibt, für die es nicht möglich ist, Kinder zu bekommen, sich vielleicht sogar welche wünschen, aber dazu nicht in der Lage sind. Wie verletzend muss es für diese Betroffenen wirken, wenn man dann immer wieder das Selbe gefragt wird, dazu angetrieben wird, obwohl es einem unmöglich ist.

Oder man hatte schon einige Fehlgeburten, möchte es nicht mehr riskieren und wird trotzdem immer weiter gefragt.
Welche Wahl hat man? Soll man dann allen sagen: „Hey, tut mir leid, ich hatte schon 5 Fehlgeburten und möchte jetzt das Risiko nicht mehr eingehen?“

Nein! Es ist jedem selbst überlassen, ob man Kinder in die Welt setzen will oder nicht, und es geht niemanden etwas an, was die Gründe dafür sind, wenn man es nicht möchte, oder wann man für sich selbst den geeigneten Zeitpunkt sieht.

Denkt mal darüber nach und macht eurem Umfeld den Gefallen und hört auf zu fragen. Kinder sind kein Muss, kein Ziel, was man unbedingt erreichen sollte, sondern es soll ein gut überlegter Schritt sein, den jeder für sich selbst entscheiden muss und den man nicht auf Druck von Verwandten und Bekannten gehen sollte.

Unsere Kinderheime sind voll, oft auch aufgrund unüberlegter Entscheidungen oder Handlungsweisen.

Also hört auf, euren Liebsten und Freunden den psychischen Druck, Kinder in die Welt zu setzen, in die Köpfe zu pflanzen, und akzeptiert, dass es jedem seine eigene Entscheidung ist und kein Gefallen, der euch gemacht werden soll, nur weil ihr euch wünscht, Oma, Opa, Tante, Onkel oder Paten zu werden.

Aber da liege ich jetzt in meinem Bett, unsere Hochzeit ist geplant, und ich frage mich, wann bin ich so alt geworden, dass ich über Kinder und die Auswahl des richtigen Essens für unsere Hochzeit nachdenke.

Kinder, will ich wirklich Kinder?
Will ich Kinder in solch eine Scheißwelt setzen, in der man sich wünscht, sie vor allem beschützen zu können, es aber niemals schaffen wird, alles Schlechte von ihnen fernzuhalten?

Jeden Tag werde ich mit dummen, neidischen und gierigen Menschen konfrontiert. Möchte ich das meinen Kindern wirklich antun?

Liedauszug:
Ich frage mich, was würde aus dir werden,
Umgeben von Dummheit, Neid und Gier,
Ein Rädchen nur, im völkischen Getriebe,
Mein Rädchen, was würde dort aus dir.

Jedoch sind da auch diese Gedanken, wie schön es wäre, mit Kindern jemanden zu haben, dem du alles zeigen kannst, vielleicht auch einiges anders zu machen als es deine Eltern gemacht haben, die Chance zu bekommen, jemanden auf das Leben vorzubereiten, der vielleicht dann auch einiges besser macht als man selbst es gemacht hat.

Allerdings muss es dann bald sein, wenn wir jetzt Kinder in die Welt setzen, bin ich fast schon 60, wenn sie 20 sind. Dieser Gedanke ist doch auch erschreckend, dass die Zeit doch so schnell vergangen ist.

Liedauszug:
„Ich denke oft, an all die vielen Stunden,
An Lebenszeit, die mir verrinnt,
An diesen Weg, so eng mit dir verbunden,
Und frage mich, ob er für uns beginnt.“

Sollen wir es wirklich machen? Es ist nicht mehr nur ein Gedankenspiel…

Liedauszug:
„Es fällt mir schwer, mich für dich zu entscheiden,
Für dich, mein Kind, meine Spur, die bleibt.

Meine Spur des Lebens, mein kleines Licht im Wind,
Bist du bereit für diese Zeit, mein nicht gezeugtes Kind?
Meine Spur des Lebens, in dieser dunklen Zeit,
Mein kleiner Funke Hoffnung, mein Stück Unsterblichkeit.“

Ich habe für mich und wir haben für uns die Entscheidung getroffen, Kinder zu bekommen, nur für uns, für niemand anderen, und ich, wir sind glücklich mit dieser Entscheidung. Es ist jeden Tag eine Bereicherung, und das bedeutet nicht, dass es nicht auch schlechte Tage gibt, denen werde ich mich mal in einem anderen Artikel widmen.

Ausschlaggebend für die Entscheidung, Kinder zu bekommen, war bei mir persönlich der Gedanke, dass die Welt vielleicht doch mal wieder ein bisschen besser wird, und unsere Kinder es später doch gut haben werden. Ich weiß nicht, ob es so kommen wird, ich kann nur darauf hoffen und versuchen, sie bestmöglich auf das Größer- und Älterwerden vorzubereiten.

Liedtext:
„Es fällt mir schwer, diese Zeilen dir zu schreiben,
Obwohl ich glaube, dass du sie niemals liest.“

Doch jetzt weiß ich, dass ihr sie irgendwann bestimmt lesen werdet, denn jetzt haben wir uns für euch entschieden, haben zwei wundervolle Kinder auf die Welt gebracht, für welche wir jetzt den Weg bereiten können, mit Dummheit, Neid und Gier umzugehen.